Passend zur neuen Sparkassen Clubraum-Saison stellen wir euch eine Band vor, an der ihr keinesfalls vorbeikommen solltet. Vorhang auf für: Strommasten.
Der Kaffee dreifach filtriert und biozertifiziert, doch schmeckt total beschissen wenn du weißt, dass Jimena in Nicaragua trotz Pestiziden in der Lunge davon nichts abbekommen wird“. Eine Zeile mit Schlagkraft, das Subtile keinesfalls das bevorzugte Mittel. „Strommasten“, vier junge In- die-Rock-Musiker aus dem Ostvest und Recklinghausen sind das, was Wolfgang Kubicki „links-grün versifft“, Dieter Nuhr „woke“ verhöhnen würde. Vermutlich würde Luisa Neubauer sagen, sie thematisieren auf erfrischend humoristische und harmonische Weise Diskurse einer Generation, die in der aktuellen, durchschnittlichen Medienlandschaft nicht als solche behandelt werden.
Das zeigt der vorangegangene Passus aus „Denk nicht drüber nach“, befindlich auf der Pandemie-Pop-EP „Immer negativ bleiben“. Wer mag es ahnen, „natürlich bezieht sich das auf Corona“, pointiert Sänger Dennis das Offensichtliche. Plot-Twists und Doppelter Boden gehören jedoch genauso zum Repertoire der Strommasten, wie Gitarre, Stimmband und Basedrum. Die Songs sind wie Kathedralen aufgebaut, Durchgang für Durchgang kommt eine neue Schicht Sozialkritik zum Vorschein, mal garniert mit einer Hommage, mal umhüllt von zielsicherem Humor unterschiedlichster Geschmacksrichtungen. Dabei beherrschen sie nicht nur die Kunst der Melodie, sondern auch die Klaviatur der Rhetorik. Zurück zur EP: „Immer negativ bleiben“ bezieht sich also auf weitaus mehr als die Zelebrierung eines negativen Testergebnisses: „Der Song ironisiert vielmehr das mentale Klima, das sich während der Pandemie entwickelt hat - dieser allgegenwärtige Dunst der Negativität.
Leichtigkeit ist verloren gegangen, Isolation ist zur Gewohnheit ge- worden“, hält Simon die eher unangenehme Seite der Waage, während Thomas tariert: „Man neigt dazu, zum ‚Vorher‘ zurückkehren zu wollen. Kulturtechnisch hat sich aus dem Modus der letzten Jahre aber auch viel Zukunftsweisendes entwickelt“, blickt er auf hybride Veranstaltungskonzerte und den Fluss der kollektiven Kreativität in Krisenzeiten. Mit Eleganz bewegen sie sich auch musikalisch zwischen allen Gefilden: Kraftklub küsst die Gallaghers, überdrehter 2010er-Pop-Rock pogt mit Punk-Rock. Keinem Stil wird treugeblieben, sie nehmen einfach alle.