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Sauberer als gedacht

Sauberer als gedacht

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Claudia Schneider

Die Emscher erholt sich schneller als erwartet. Seit einem Jahr ist sie vom Abwasser befreit. Das Dreckwasser fließt jetzt in einem unterirdischen Kanalsystem. Die Wasserqualität im Fluss nähert sich bereits dem EU-Grenzwert für eine gute Wasserqualität.

Beim Wort „Absturz“ denkt man normalerweise an negative Ereignisse wie Wanderunfall, Börseneinbruch oder Temperatursturz. Bei der Emschergenossenschaft freut man sich jedoch über den „Tag des Absturzes“. Das war der Tag, an dem die Emscher vom Abwasser aus Millionen Haushalten und der Industrie befreit wurde. Die Belastung des Flusses mit Phosphat und Ammonium sank schlagartig um mehr als 50 Prozent. Das war vor gut einem Jahr. Seitdem zeigt die Natur, welche Kraft in ihr steckt. Die Wasserqualität des Flusses hat sich schneller verbessert, als Forscher erwartet haben. Libellenlarven entdeckt „Die Emscher befindet sich aktuell noch in einer Phase des Übergangs von einer stinkenden Kloake hin zu einem vitalen Fluss, in und an dem sich das Leben tummelt“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender

Abwasser als Frühwarnsystem

Die Corona-Lage hat sich entspannt. Die Zahl der Infizierten sinkt stetig. Das kann man auch im Abwasser erkennen. Emschergenossenschaft und Lippeverband beteiligen sich
seit 2021 an insgesamt drei Forschungsprojekten zum Nachweis des SARS-Cov2-Virus bzw. dessen Varianten im Abwasser. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Corona-Erreger, der über Ausscheidungen von Infizierten im Abwasser landet, mit modernen molekularen Methoden wie PCR-Tests oder Genomsequenzierung in Kläranlagen identifizieren lässt. Anhand der Konzentration in den Abwasserproben kann man Rückschlüsse ziehen, ob und welche Corona-Infektionen in der Bevölkerung eines bestimmten Gebiets zu- oder abnehmen. Unabhängig davon, ob sich Menschen testen oder nicht. „Die letzte Coronawelle haben wir eine Woche früher erkannt, bevor die Inzidenzen anstiegen“, erklärt Dr. Jens Schoth von der Emschergenossenschaft.

Auch Virus-Varianten können im Abwasser frühzeitig entdeckt werden. Zweimal pro Woche werden Proben an sieben Kläranlagen entlang von Emscher und Lippe genommen (Emscher-Mündung, Dinslaken, Dülmen, Duisburg, Bottrop, Dortmund-Deusen und -Scharnhorst). Die Forscher sind sich einig: Das Abwasser-Monitoring liefert einen großen Mehrwert. Die Befunde zeigen Inzidenzen und Virusvarianten früher an. Die Abwasseranalysen ersetzen keine
klinischen Daten, sind aber eine sehr gute Ergänzung. „Mithilfe des Abwasser-Monitorings kann man auch jeden anderen Erreger, der über Urin oder Kot ausgeschieden wird, ermitteln“, erklärt Dr. Jens Schoth. Das könnten z.B. auch Polio-Viren oder Multiresistente Keime sein. Das Verfahren scheint zukunftsweisend zu sein. Jetzt hoffen die Forscher,
dass der Bund das Abwasser-Monitoring ab Sommer weiter finanziert.

Info
Emscher Lippe Genossenschaft Verband (EGLV)

www.eglv.de/

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