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Autismus verstehen und Teilhabe ermöglichen
Foto: Marco Steppniak

Autismus verstehen und Teilhabe ermöglichen

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Peter Hesse

Das Autismuszentrum in Waltrop ist Teil der Recklinghäuser Werkstätten gGmbH und ein Ort der beruflichen Rehabilitation.

Anja H.* blickt konzentriert auf ihre Hände. Routiniert steckt sie Schrauben und Dübel zusammen. Ein Steckbrett hilft ihr beim Zählen. In einem weiteren Arbeitsschritt ordnet und verpackt sie die fertig montierten Teile in Kartons. Aktuell arbeiten in Waltrop 30 autistische Menschen im Grün-, Pack- und Montierwerk. Auch wenn die Beschäftigten viel Hilfe benötigen, erledigen sie die Arbeitsaufträge zuverlässig und mit wirtschaftlichem Nutzen. Mindestens dreimal in der Woche arbeiten die Beschäftigten allerdings „in eigener Sache“: Sie kochen gemeinsam das Mittagessen und tragen mit selbstgebackenen Leckereien zur „Hebung der Stimmung“ in der Werkstatt bei. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben den Beschäftigten einen zeitlichen und räumlichen Rahmen, der ihnen hilft, den Tag zu planen, sich zu orientieren und am Arbeitsleben teilzuhaben. Die Fachkräfte entwickeln individuelle Arbeitspläne für die Beschäftigten, die sich an den jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten orientieren und ihnen die nächsten Arbeitsschritte zeigen. Einige Beschäftigte verständigen sich mithilfe von Bildkarten und einem Sprachcomputer – Elemente der unterstützten Kommunikation.

„Autistischen Menschen fällt es häufig schwer, Licht- und Lärmreize auszublenden und sich auf andere Menschen einzulassen. Oftmals haben sie Schwierigkeiten zu warten, sie sind sehr auf sich bezogen und zeigen wenig Verständnis für soziale Regeln im Umgang mit anderen“, erläutert Judith Schmetzer, Dienstellenleiterin des Autismus-Bereichs. In Stresssituationen komme es dann häufig zu einem „Overload“: Die Autisten agieren sich aus und fordern ihre Umwelt heraus.

„Autismus ist sehr vielfältig, unterschiedlich und beinhaltet eine große Bandbreite an besonderen Verhaltensweisen, speziellen Bedürfnissen und autistischen Merkmalen, die bei der beruflichen Rehabilitation unbedingt berücksichtigt werden müssen“, so Schmetzer. „Die Menschen im Autismusspektrum überzeugen vor allem durch ihre Genauigkeit, ihre Spezialinteressen und ihre Authentizität und sind zum Teil zu guten Teilleistungen im Rahmen ihrer Begabung fähig.“

„Mit der Umsetzung von Teilhabe und Inklusion für autistische Menschen stehen wir vor einer großen Herausforderung", ergänzt Abteilungsleiter Thomas Harter. Um möglichst vielen von ihnen ein breites Spektrum an beruflichen Tätigkeiten zu ermöglichen, bedarf es einer hohen Akzeptanz und dem Verständnis des autistischen Denkens und Handelns in seiner Vielfältigkeit.“ Die Fachkräfte im Autismuszentrum Waltrop sind ständig dabei, ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Umgang mit Autismus zu erweitern, um die Beschäftigten zu unterstützen und ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben zu erleichtern.

Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen

Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

www.diakonie-kreis-re.de

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